Das Projekt "Augen auf, Courage zeigen!" wendet sich generell an Jugendliche und mit Projektschultagen (PST) insbesondere auch an Schulklassen. "Augen auf, Courage zeigen" will SchülerInnen für rassistisches Denken, Reden und Handeln sensibilisieren und Mut machen, nicht wegzusehen, wenn sich Mitmenschen anderen gegenüber rassistisch verhalten. Ebenso soll der Blick für eigene Verhaltensweisen geschärft und über Grauzonen des Rassismus sowie Veränderungsmöglichkeiten nachgedacht werden. In einer Demokratie dürfen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keine Chance mehr haben. Aus diesem Grund wollen wir das Projekttagenetzwerk auf weitere Gruppen, Verbände und Organisationen Jugendlicher ausweiten. Derzeit wird das Netzwerk "Augen auf, Courage zeigen" in Baden-Württemberg neben dem KKJ Stuttgart e.V. unterstützt von der Evangelischen Akademie Baden in Mannheim (EAB), dem Verein für eine Gesellschaft ohne Rassismus - united e. V. in Karlsruhe, der DGB Jugend Baden-Württemberg und dem Jugendzentrum "Friedrich Dürr" in Mannheim.
Mit seinem antirassistischem Bildungsanspruch vermittelt "Augen auf, Courage zeigen!" in Baden-Württemberg jugendliche ehrenamtliche Courage-MitarbeiterInnen (TeamerInnen) für einen Projekttag an interessierte Schulklassen. Das Konzept folgt der Devise "junge Menschen für junge Menschen". Die TeamerInnen leben anderen, meist nur unwesentlich jüngeren Menschen vor, dass es möglich ist, engagiert und offen gegen rechte Meinungen und weitverbreitete Vorurteile aufzutreten und demokratische und humanistische Werte zu verteidigen. Zwei bis vier TeamerInnen besuchen nach Absprache mit Schulleitung, Klassenlehrer und Klasse für einen Tag eine Schulklasse und bieten in einer vertraulichen Athmosphäre altersspezifische Videofilme, Rollenspiele, Planspiele und Diskussionen an. Für die Projekttage sind die TeamerInnen von erfahrenen ReferentInnen theoretisch und praktisch speziell geschult und mit Vorurteilen und Situationen von Ausgrenzung vertraut. Der Projekttag wird mit den KlassenlehrerInnen vor- und nachbesprochen. Die Durchführung des Projekttages ohne die gewöhnliche LehrerInnenpräsenz im Klassenzimmer gewährleistet eine intensive aufrichtige weil unzensierte Auseinandersetzung der SchülerInnen mit der Thematik.
Zu speziellen Themenschwerpunkten (s.u.) haben die TeamerInnen soziologische Daten und sozialpsychologische Hintergrundinformatinen sowie gruppenpädagogische Methodenanleitungen und didaktische Hinweise erhalten. Bei der Vorbereitung werden die teilnehmenden SchülerInnen gebeten einen Fragebogen anonym auszufüllen. Daraufhin wird das Projekttagprogramm über einen Zeitraum von ca. sechs Unterrichtsstunden mit einem der folgenden Themenschwerpunkten konzipiert:
1. "Schublade offen! Am Anfang war das Vorurteil" zu Rassismus, Migration und couragiertes Handeln.
2. "Monolizien. Irgendwen trifft´s immer oder mir wäre das nicht passiert" zu Gehorsam, Autorität, Macht und Widerstand.
3. "@-Generation. Wir können auch anders!" Zu Jugend, Rechtsextremismus, Gewalt und Courage.
Unter anderem werden beispielsweise Lebenssituationen von Asylsuchenden und Flüchtlingen in der Bundesrepublik dargestellt und Handlungsalternativen in diskriminierenden alltäglichen Situationen erarbeitet und dargestellt. Mittels eines Planspiels erleben SchülerInnen am eigenen Leib, wie es ist, wenn man Macht hat bzw. wenn man ohnmächtig ist. Die SchülerInnen bekommen die Gelegenheit, sich über ihr Erleben von Macht und Ohnmacht auszutauschen.
Das Mindestalter der am Projekttag teilnehmenden SchülerInnen soll 14 nicht unterschreiten. Klassen Beruflicher sowie allgemeinbildender Schulen kommen für einen Projekttag "Augen auf, Courage zeigen" gleichermaßen in Frage. Desweiteren kommen die Courage-Leute auch an Ausbildungsstätten und andere Jugend(bildungs)einrichtungen. Lokale Schwerpunkte von "Augen auf, Courage zeigen" Baden-Württemberg sind derzeit noch Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart. Interessierte LehrerInnen oder SchülerInnen wenden sich für Anfragen an Alexander Bühler s.u. "Augen auf, Courage zeigen" kann beispielsweise auf einer Lehrer- oder Schülerkonferenz vorgestellt werden.
Das Angebot von "Augen auf, Courage zeigen" soll kontinuierlich auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet werden. Dazu werden laufend interessierte MitarbeiterInnen mit Mindestalter von 17 Jahren gesucht. Diese sollen die Bereitschaft mitbringen, nach der Teilnahme an einer mehrttägigen Teamschulung gemeinsam mit weiteren TeamerInnen in ihrer Freizeit Schulklassenbesuche durchzuführen. Die DGB-Jugend stimmt die Einsätze der TeamerInnen an den Schulen für "Augen auf, Courage zeigen" ab und kümmert sich auch um deren Freistellungen im Betrieb, bei der Dienststelle oder der Schule.
Studierende für Grund- und Hauptschullehramt können die Anerkennung ihrer Teilnahme und Mitarbeit als Sozialpraktikum im Sinne von § 2 Absatz 1 Nr. 5 der Prüfungsordnung für das Grund- und Hauptschullehramt (GHPO) beim zuständigen Oberschulamt beantragen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft bietet dabei Unterstützung an. Weiter können den TeamerInnen anfallende Reisekosten erstattet sowie ein Honorar über 75 Euro je Projekttag bezahlt werden. Ob die Teilnahme an einer solchen Teamschulung als LehrerInnenfortbildung anerkannt wird, muss noch geprüft werden.
Außer den Einsätzen bei den Projekttagen gibt es regelmäßig Teamtreffen, Weiterbildungsseminare und Veranstaltungen, bei denen die bestehenden Konzepte aktualisiert, überarbeitet und Ideen für neue Projekttage entwickelt werden. Daneben werden natürlich auch gern Feste gefeiert.
Das Projekt wird im Übrigen gefördert durch das Programm "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus" des BMFSFJ.